Das Vermächtnis öffentlicher Bildung

Wir finden es selbstverständlich, dass es öffentliche Schulen gibt und dass sie verlässlich funktionieren. In der Corona-Pandemie ist wieder deutlich geworden: So selbstverständlich, wie wir es gerne hätten, ist das nicht. Tag für Tag sind besondere Anstrengungen nötig, um öffentliche Bildung zu ermöglichen. Stets braucht es neue Ideen und Reformen, um das Bewährte zu sichern. Perfekt sind die Ergebnisse nie – der Mühe wert aber immer.

Das Wissen darum, eine reiche Erfahrung damit, ein unerschöpfliches Engagement dafür, das alles war gebündelt in der Person des 1943 geborenen Roger Vaissière. Nach seiner Lehrerausbildung am Seminar Unterstrass und einer Lehrtätigkeit in Bauma studierte Roger Vaissière an der Universität Zürich Pädagogik, Philosophie und Psychologie, zudem Soziologie, Heilpädagogik und Geschichte. Ein Lehrauftrag am Seminar Wettingen, die Tätigkeit als Assistent von Leo Weber an der Universität Zürich und eine Dissertation über das «Theorie-Praxis-Problem» in der Didaktik folgten.

Parallel hatte Roger Vaissières Engagement am Primarlehrerseminar des Kantons Zürich begonnen. Und bald erweiterte er sein Wirken auf das «Institut Pestalozzianum», der schon damals legendären Bibliothek von Lehrmaterialien und Forschungs- sowie Weiterbildungsstätte. Ab 1985 wirkte er als deren Vizedirektor, ab 1994 als deren Direktor.

Mit der Gründung der Pädagogischen Hochschule Zürich im Jahr 2002 konnte Roger Vaissière seinen Wirkungskreis nochmals ausdehnen. Er wurde zum Prorektor für Weiterbildung und Forschung ernannt. In dieser Funktion entwickelte er ein Weiterbildungs- und Beratungskonzept für die Volksschule. Diese war spätestens seit der Ära von Regierungsrat Ernst Buschor – und trotz der erstmaligen Ablehnung des neuen Volksschulgesetzes – in tiefgreifendem Wandel begriffen.

Gleichzeitig übernahm Roger Vaissière die Geschäftsführung der neu konstituierten Stiftung Pestalozzianum, dies unter der Gründungspräsidentin Monika Weber, der alt Ständerätin und damaligen Stadtzürcher Schulvorsteherin. Er verstand es geschickt, Exponentinnen und Exponenten der öffentlichen Bildung aus Volksschulen, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Medien in die Stiftung zu integrieren. Daraus hervor gingen die Bildungs- und Studienpreise der Pädagogischen Hochschule Zürich und weitere Projekte für den Bildungsdialog (www.pestalozzianum.ch). Roger Vaissières Wissen, seine Erfahrung und sein Engagement vernetzten sich zunehmend mit weiteren in Fragen öffentlicher Bildung Erfahrenen und für sie Engagierten. Dieses Netzwerk existiert noch heute und wächst immer weiter. Das Vermächtnis öffentlicher Bildung hat Roger Vaissière in das Vorhaben der Bildung von Öffentlichkeit übersetzt.

Roger Vaissière ist im April nach schwerer Krankheit verstorben. Seine Leistung bleibt jedoch bestehen und wird auch weiterhin an Bedeutung gewinnen.

Peter Stücheli-Herlach, Präsident der Stiftung Pestalozzianum, für Mitarbeitende, Stiftungsrat und Fördergesellschaft

Heinz Rhyn, Rektor der Pädagogischen Hochschule Zürich

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