Die Vertiefungsarbeit dieser beiden Autoren ist eine Arbeit mit gestalterischer Ausprägung. Ihr Film stellt dar, was es für Kinder und Jugendliche bedeutet, in einer Schweizer Schule anzukommen. Was können Schule und Lehrpersonen zur Integration beitragen? Ausgangspunkt für ihr Projekt war der Dokumentarfilm «Muridi aus Zürich», den viele Studierenden der PH Zürich kennen. Die Verfassenden aktualisieren die Geschichte vom heute 28-jährigen Protagonisten Sharif und verweben sie zu einem komplexen Interview-Gewebe: Die Autoren sprachen mit Muridi Sharif, befragten zwei Lehrpersonen in Aufnahmeklassen, eine erst angekommene Schülerin aus der Ukraine sowie die Expertin für interkulturelle Pädagogik des Zürcher Volkschulamtes. Diese Teile sind thematisch geschickt geschnitten und kombiniert und werden zu ihrem Film «Ankommen in der Schweiz».
Die begleitende schriftliche Arbeit ordnet den Film im Fachkontext ein und rahmt ihn.

Frau Sladić und Herr Schneebelis Arbeit überzeugt sowohl inhaltlich, fachlich als auch filmtechnisch. Im Film kommen zentrale Funktionsträger:innen und Individuen zur Sprache. Ihre Arbeit geht differenziert mit der Thematik vom Ankommen als Kind in einem anderen Kulturkreis um. Sie skizziert weder eine blauäugige Erfolgsgeschichte noch verliert sie an Kontur. Dies ist wegen den institutionellen, juristischen, politischen und personalen Komplexitäten eine Herausforderung, die mit Bravour gemeistert wurde. Die Jury ist sich einig, dass dieser Film Lehrpersonen und anderen Personen im Bildungsbereich einen differenzierten und in seiner zwanzigminütigen Knappheit wirklich Einblick erlaubt.

In ihrer Arbeit geht die Autorin der Frage nach, wie Jugendliche einer 2. Sekundarklasse im Kanton Zürich ihre soziale Integration in der Klasse erleben und ermöglicht damit eine Innensicht des «sich sozial angenommen Fühlens». Für ihre Analyse erfasste sie bei 17 Schüler:innen den sozialen Integrationsstatus (Aussensicht) und die subjektiv wahrgenommene Integration (Innensicht) und führte und führte anschliessend ein qualitatives Interview mit vier Schüler:innen zu deren subjektiven Ansichten über die Bedingungen und Bedeutungen von Freundschaft. Den Hintergrund ihrer Arbeit bilden Konzepte und Theorien aus der Entwicklungspsychologie und der Integrationsforschung zum schulischen Wohlbefinden und zur Bedeutung von Freundschaft für die Entwicklung im Jugendalter, sowie zu personen- und strukturbezogene Einflussfaktoren und Bedingungen für eine gelingende Freundschaft. Die Resultate zeigen, dass Freundschaften essentiell sind für das schulische und allgemeine Wohlbefinden. Sie wirken unterstützend und bieten einen Schonraum, um soziale Kompetenzen und Konfliktlösestrategien zu üben.

Soziale Inklusion – das übergeordnete Thema der Masterarbeit – ist von hoher Aktualität und Praxisrelevanz. Mit dem gewählten Mixed Method Design gelingt es Frau Oggenfuss auf beeindruckende Weise, das Thema multiperspektivisch zu betrachten und vertiefte Einblicke in die Innensicht des «sich in der Klasse angenommen Fühlens» von Jugendlichen zu gewinnen. Damit liefert sie einen wertvollen Beitrag zur Sensibilisierung von Lehrpersonen für die Bedeutung von Freundschaften für einen inklusiven Unterricht. Die Forschungsarbeit überzeugt vollumfänglich: Sie zeichnet sich durch eine sorgfältige Einbettung der Fragestellung in Theorie und aktuellen Forschungsstand aus, das methodisch anspruchsvolle Vorgehen wurde korrekt angewendet und differenziert beschrieben, die Ergebnisse werden transparent und übersichtlich dargestellt, durchgängig wird eine präzise Fachsprache verwendet. Die Implikationen für die Praxis, die Frau Oggenfuss aus ihren Ergebnissen, unter Bezugnahme auf die Theorie, ziehen kann, liefern Lehrpersonen konkrete Ansatzpunkte, wie sie die soziale Integration in ihrer Klasse fördern bzw. Unterstützen können. Insgesamt eine ausgezeichnete Forschungsarbeit!

Die Vertiefungsarbeit dieses Autors beinhaltet sowohl eine schriftliche Arbeit als auch ein Hörspiel, die sich beide mit dem Thema Tod und Sterben aus der Perspektive von Kindern beschäftigen. Der Autor bietet in seiner schriftlichen Arbeit einerseits Einblick in psychologische Dimensionen von Trauerarbeit bei Kindern, andrerseits betrachtet er analytisch differenziert, welche Figuren sein Hörspiel enthalten soll, damit junge Zuhörende erfahren können, wie ein Familiensystem und einzelne mit Trauer umgehen.

Herr Fähs herausragende Leistung besteht darin, ein gesellschaftliches Tabuthema aufzugreifen und so aufzubereiten, dass es sowohl für Kinder als auch Lehrpersonen erfahrbarer und begreifbarer wird. Er bearbeitet in beiden Arbeitsteilen das Thema affektiv sorgfältig und fachlich überzeugend eingebettet als rundes Ganzes. Die gesamte Arbeit besticht durch ihre vielfältigen Dimensionen: von der Einbettung im Rahmen der Psychologie bis hin zur differenzierten Entwicklung der Personen im Hörspiel, die auch im theoretisch fundierten schriftlichen Teil vorgeführt wird. Sowohl das Hörspiel selber als auch der Text sind ein innovatives Dialogangebot für Menschen verschiedener Altersstufen, wenn es um den Umgang mit Sterben und Tod geht. Die Jury ist beeindruckt von der Themenwahl und der herausragenden Umsetzung.

Die Autorin lässt die Lesenden in ihrem durchdachten und ästhetisch ansprechenden Präsentationsportfolio an fünf spannenden und schulrelevanten Themen teilhaben. Sie befasst sich damit, wie die Selbsteinschätzung der Lernenden gefördert werden kann und verbindet diese Frage mit ihrer eigenen Schulbiografie. Politische Bildung und Motivationsförderung zeigt sie an einem innovativen Unterrichtsbeispiel. Die Leseförderung reflektiert sie unter dem Blickwinkel alltagssprachlichen Nutzens. Grundlagen der Beurteilung und sinnvolle Vorgehensweisen beim Überprüfen von Wortschatz in den Fremdsprachen sind ein weiteres Thema. Die Relevanz nonverbaler Kommunikation für die Klassenführung und gelingenden Unterricht rundet die Arbeit ab.

Lynn Hedingers Präsentationsportfolio besticht durch fünf äusserst sorgfältig verfasste Beiträge, die von einer hohen Sachkompetenz und Reflexionsfähigkeit zeugen. Ausgehend von präzis formulierten Fragestellungen gelingt es ihr, spannende und scharf analysierte Praxisbeispiele vor dem Hintergrund prägnant dargelegter Erkenntnisse aus der Theorie zu analysieren und zu reflektieren. Die von Lynn Hedinger gezogenen konkreten Folgerungen für ihre eigene Unterrichts-Praxis sind überzeugend. Sie zeigen ihre persönlichen Lernprozesse und sind auch in beeindruckender Weise Zeugnis ihrer professionellen Identitätsbildung der vergangenen Ausbildungsjahre. In den Augen der Jury überzeugt das Portfolio durch ausserordentliche Professionalität und Tiefe.