Wie kann ich fächerübergreifend kreativitätsfördernde Lernaufgaben stellen?

Frau Balgers Portfolio bearbeitet fünf Themen: Fächerübergreifende Kreativitätsförderung, fächerübergreifende Förderung exekutiver Funktionen, Auswirkungen von Feedback auf die Motivation, kommunikative Handlungsmöglichkeiten und schliesslich «ich kann, ich will, ich werde». Ihr Portfolio besticht durch eine eigenständige Fokussierung innerhalb der fünf Beiträge. Diese Fokussierung ist kombiniert mit einer herausragenden stofflichen, theoretischen Tiefe, vielfältigen Beispielen aus der Praxis. Die jeweils abschliessenden Reflexionen zeugen von hochprofessionellem Umgang mit strukturellen und persönlichen Grenzen und zeigen parallel eine grosse Kraft als Lehrerin gestalten und mitgestalten zu wollen.

Ein gedanklich, argumentativ und inhaltlich hervorragendes Portfolio. Es nimmt die Leserin mit auf eine konsistente vielseitige Reise in relevante Dimensionen des Lehrberufs. Der Preis wird verliehen, weil dieses Portfolio sowohl pointierte Fragestellungen, intellektuellen Tiefgang, vielseitige Praxisbeispiele als auch einen hervorragenden Reflexionsgrad bietet.

Inwiefern wirken sich im Unterricht integrierte achtsamkeitsbasierte Interventionen auf die exekutiven Funktionen (kognitive Fähigkeiten, Inhibition und Arbeitsgedächtnis) von Primarschüler:innen aus?

Wer erinnert sich nicht an seine Primarschulzeit und die Herausforderungen, still zu sitzen, sich länger zu konzentrieren und anspruchsvolle Probleme zu lösen. Um solche Herausforderungen zu meistern, helfen die exekutiven Funktionen (inhibitorische Kontrolle, Arbeitsgedächtnis, kognitive Flexibilität) im Hirn. Achtsamkeitsbasierte Übungen gelten dabei als vielversprechender Förderansatz. Anhand einer eindrücklichen Analyse von 11 bereits veröffentlichten randomisierter Studien arbeitet Frau Amacher in ihrer Bachelorarbeit heraus, dass dieser Förderansatz auch bei Primarschulkindern eine kleine signifikante Wirkung zeigt. Zudem formuliert sie, wo weiterführende Forschung ansetzen müsste, um achtsamkeitsbasierter Übungen in der Berufspraxis zu legitimieren.

Frau Amachers Thema ist relevant, insbesondere weil exekutive Funktionen den Lernerfolg von Kindern und Jugendlichen beeinflussen und sich durch deren gezielte Förderung herkunftsbedingte Unterschiede vermindern lassen. Die Begeisterung der Autorin ist zwischen den Zeilen spürbar und ansteckend. Die Arbeit ist in einer präzisen und einnehmenden Sprache verfasst und überzeugt durch sorgfältige Darstellung der einschlägigen Forschungsliteratur. Innovativ ist ebenso das gewählte methodische Vorgehen, das eine Grundlage für eine spätere Metaanalyse bietet. Es gelingt Frau Amacher zudem, die Ergebnisse mit bemerkenswerter Umsicht unter Rückbezug der vorgestellten Forschungsliteratur sowohl methodisch als auch im Hinblick auf die Berufspraxis einzuordnen.

Wie zeigen sich die Qualitätsdimensionen der Lehrer-Schüler-Beziehung aus der Perspektive der Kindergartenkinder?

Die Masterarbeit von Frau Infante und Frau Läubli-Haeny thematisiert die Beziehung zwischen Lehrenden und lernenden Kindergartenkindern. Es wird gefragt, wie sich die Qualitätsdimensionen der Beziehung für Kindergartenkinder zeigen. Im Theorieteil wird die Perspektive junger Lernender im Vorschulalter vielfältig legitimiert, das Kapitel wird ergänzt mit aktuellen Forschungsergebnissen. Fünf Qualitätsdimensionen werden entwickelt: Anerkennung, Verletzung, Sympathie, Vertrauen, kognitive Aktivierung. Um die «Stimmen» der Kinder zu hören, kreierten die beiden Verfasserinnen ein Spiel. Das Ergebnis der Untersuchung zeigt, dass diese jungen Lernenden durchaus in der Lage sind, Kommunikation und Beziehung wahrzunehmen. Als zentraler Faktor für ihr positives Erleben der Beziehung erweist sich das Vertrauen zur Lehrperson, so eines der Ergebnisse.

Die Arbeit überzeugt durch ihren klaren und mutig gewählten Fokus. Ausnehmend innovativ an der Studie ist, dass es um die «Stimmen» der Kindergartenkinder geht. Weiter besticht die für die Untersuchung entwickelte innovative Spielanlage. Die Untersuchung wird methodisch fundiert begründet, in adäquatem sorgfältigem Untersuchungsdesign durchführt sowie angemessen reflektiert. Abschliessend unterstreichen die beiden Verfasserinnen, wie zentral sensible Kommunikation mit Kindern ist. Wertschätzende Kommunikation stärkt die Lernbeziehung – ein Thema, für das in der Lehrpersonenbildung zweifellos Platz geschaffen werden sollte.

1. Wie wird kulturelle Vielfalt in den drei Musiklehrmitteln MusAik 1, Kreschendo 1/2 und Tipolino 1 sichtbar?
2. Inwiefern eignen sich die drei genannten Musiklehrmittel für die respektvolle Thematisierung von kultureller Vielfalt?

Die Verfasserin bearbeitet die Frage, inwiefern Musiklehrmittel einen respektfördernden Umgang und Begegnung mit kultureller Vielfalt ermöglichen. Sie stellt wichtige Konzepte kultureller Vielfalt dar und zeigt auf, wie Lehrmittel, spezifisch auch im Musikunterricht Erfahrungsraum für Begegnung mit kultureller Vielfalt bieten. Der Untersuchungsteil fokussiert auf ein Kriterium: «Respekt statt Rassismus». Die Verfasserin bilanziert, dass «kulturelle Vielfalt dann respektvoll integriert ist, wenn Personen und Personengruppen aus anderen Kulturen als der Schweizer Mehrheitskultur gleichwertig dargestellt werden». Der Analyseteil überzeugt durch eine sorgfältig durchgeführte qualitative Inhaltsanalyse und einer gezielten Verbindung mit der Literaturrecherche. Konkret werden drei Lehrmittel für den Zyklus 1 und 2 untersucht.

Die Arbeit besticht durch ihren Mut, die Frage nach positivem Umgang mit kultureller Vielfalt differenziert und kritisch zu stellen. Weiter überzeugen die ausnehmend sorgfältige, kategorienbasierte Analyse und wie Frau Bär das Verständnis von respektvollem Umgang in ihrer Analyse verwendet. Ihre Bilanz ist differenziert und pointiert: keinem der Lehrmittel kann das Label «überzeugend respektvoller Umgang» mit Vielfalt verliehen werden. Lehrpersonen werden nicht umhinkommen, weitere Quellen beizuziehen. Die Arbeit ist für den Dialogpreis geeignet. Weit weg von simplifizierenden Antworten zeigt sie auf, welche überfachlichen Kriterien geeignet sind, um bewusst Unterrichtsmaterial auszuwählen oder zu entwickeln, das öffnet zu kultureller Vielfalt und einem respektvollen Umgang mit dem «Anderen».