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Abgeschlossene Projekte
Akteure-Diskurse-Medien. Die schweizerische Bildungsexpansion 1830-1860, ihre Bedeutung für den deutschsprachigen Raum und ihre Aktualität
Theoretische, methologische und inhaltliche Ergebnisse des Forschungspilotprojekts
Digitale Erschliessung von Digitalisaten der Bildungsgeschichte durch die ZHAW: Die Modellierung eines Schweizer Bildungsdiskurses zwischen 1800 und 1870 mit deutschsprachigen Texten aus e-periodica und e-rara wurde umgesetzt. Das Korpus umfasst ca. 12‘000 Texte und ist linguistisch an- notiert. Während der linguistischen Aufbereitung der Texte konnten wertvolle Erfahrung in der Verarbeitung von OCR-gescannten Texten erworben werden, die auch für nachfolgende Analysen historischer Korpora (etwa im Zusammenhang der Digital Humanities) von Bedeutung sein werden.
Zur Untersuchung der Verwendung von Statistiken wurden im Korpus auf der Grundlage von Seitenansichten der Dokumente automatisch Tabellen identifiziert. Insgesamt wurden über 127.000 Seiten mit Hilfe eines Deep Learning basierten Ansatzes analysiert. Das Verhältnis von Tabellen/Seite sowie deren zeitliche Distribution zeigt, dass Tabellen ab 1830 vermehrt im Bildungsdiskurs vorkommen. Hieraus lassen sich Thesen zur Funktion digitalen Denkens ableiten, die anschlussfähig sind an aktuelle soziologische Debatten zu Digitalisierungstheorien.
Die Bibliothek Pestalozzianum wurde in mehreren Wochen intensiv genutzt. Ziel der Innsbrucker Forschenden war es, die vorhandenen digitalisierten und noch nicht digitalisierten Lesebücher zu erfassen, noch nicht digitalisierte zu digitalisieren und somit einen Korpus zu erstellen, der für die interdisziplinäre Forschung zu Themen wie Lesedidaktik, Nationalisierung, Kanonisierung von Literatur genutzt werden kann.
Die Archivbesuche von Sophie Modert von Peter C. Pohl in Zürich, Stiftung Pestalozzianum, umfassten insgesamt drei Arbeitswochen und erlaubte eine intensive Arbeit mit den Beständen.
Die unterschiedlichen disziplinären Zugänge der Forschenden aus Innsbruck und der ZHAW zum Untersuchungsgegenstand der schweizerischen Bildungsexpansion erwies sich als fruchtbar: Im Sinne einer interdisziplinären, sich als Ergänzung verstehenden Triangulation von Daten, Forschenden und Methoden konnte neue Perspektiven auf den bildungsgeschichtlichen Diskursen, seine Medien und Akteure geworfen werden. Insbesondere der data-driven Ansatz ermöglicht als standardisierte Auswertung grosser Textmengen komplementär mit der klassisch-hermeneutischen Textanalyse eine Entdeckung neuer Strukturen – und vice versa. Eine gemeinsame Grundlage hierfür bildet die Diskurstheorie.