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Bildung erneuern

Innovative Schulkonzepte bewegen die Bildungslandschaft. Häufig sind es Pionierinnen und Visionäre, die mit viel Herzblut und Engagement eine Idee verfolgen und damit den Anstoss für die Erneuerung des öffentlichen Bildungssystems geben. So entwickelte sich um 1900 aus der Initiative einer Schweizer Familie in Catania auf Sizilien eine Schweizerschule. Die Familie war aus beruflichen Gründen in der damals wirtschaftlich florierenden italienischen Hafenstadt sesshaft geworden. Sie wollte ihren Kindern aber eine problemlose spätere Rückkehr in die Heimat ermöglichen. Also liess sie 1895 eine Lehrerin aus dem Heimatland einfliegen. Der Unterricht nach schweizerischem System fand zunächst privat innerhalb der Familie statt. Der Zustrom von Schweizer Familien nach Catania nahm jedoch stark zu. Entsprechend stieg der Bedarf nach einem Volksschulunterricht, der den schweizerischen Vorgaben entsprach. 1928 wurde das im Bild gezeigte Schulhaus erbaut und war fortan eine konstante Heimat für die Schweizer Bildung auf Sizilien.

Die Schweizerschule: Ein Spiegel der Zeit

Die Schweizerschule in Catania existiert bis heute. Sie hat sich immer wieder veränderten Gegebenheiten angepasst. Während der letzten Jahrzehnte wurde sie so umstrukturiert, dass auch Kinder von nach Hause zurückkehrenden sizilianischen Gastarbeiter-Familien unterrichtet werden konnten. Die Schule bietet heute ein schweizerisch-italienisches Doppelprogramm an und schlägt damit eine Brücke zwischen den beiden Bildungssystemen.

Die Schweizerschule bereichert die italienische Bildungslandschaft. Pioniergeist, Durchhaltewillen und Weitblick gehören zu ihren Fundamenten. Sie ist damit ein Symbol für die nötige und mögliche Erneuerung öffentlicher Bildung.

Weitere Informationen über die historischen Glasdias

Die abgebildete Fotografie der Schweizerschule ist auf einem historischen Glasdiapositiv festgehalten, welche zwischen 1850 und 1950 hergestellt und in der Schule zu Anschauungszwecken verwendet wurden. Im Rahmen des Teilprojekts historische Glasdias macht die Stiftung Pestalozzianum eine grosse Sammlung dieser Diapositive für die Öffentlichkeit zugänglich.

März 2020

Autor:innen
Anne Bosche, Sara Müller, Peter Stücheli-Herlach